Geschichte des Stadtteils Engehöll

Engehöll ist nicht, wie der wohlklingende Name vermuten lassen könnte, ein schlimmer Zustand auf engstem Raum, vielmehr ist die Namensgebung keltischen Ursprungs. Enginhalde, was unten am Bergrücken liegt, vermutet der Schreiber der alten Schulchronik, ist der Ursprung des heutigen Ortsnamens.

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„Engehell“ wie der Ort auch heute noch im dialektischen Sprachgebrauch genannt wird, steht in enger Verbindung mit alten Weinbergslagenbezeichnungen wie Beerhell, Rheinhell oder Hardthell. Die Namensgebung von Weiler-Boppard geht, so wird vermutet, ebenfalls auf keltischen Ursprung zurück, ist es doch erwiesen, dass Boppard am Rhein von Bodobriga oder Bodobrieum herstammt. Jedenfalls waren die ersten Siedler im Engehöller Tal sowie im Seitental von Weiler-Boppard gut beraten, sich hier niederzulassen. Durch die Berghänge geschützt vor Witterungseinflüssen, aus dem nie versiegenden Oberbach, sowie dem Weiler-Bopparder Bach immer mit frischem Wasser versorgt, konnten sie ihr Hauptaugenmerk darauf richten, den steilen Hängen genug Nahrung abzuringen, um auch die Wintermonate mitsamt ihrem Vieh zu überstehen.

Neben dem landwirtschaftlichen Erwerb waren die Orte jahrhundertelang auch vor allem vom Weinbau geprägt. Engehöll wurde schon im letzten Jahrhundert in großen Reiseführern wegen seines Weines berühmt. Die besten Lagen allerdings waren lange im Besitz Oberweseler Gutsbesitzer, adliger Herren, und nicht zuletzt in dem der Kirche. Engehöll und Weiler-Boppard präsentieren sich heute dem Besucher ruhig und ohne Hektik. Haupt- und Nebenerwerbsweinbauern bewirtschaften die süd- und südwestlich gelegenen Rebhänge. Hauptrebsorte, die Königin der Weinrebe, ist die Rieslingtraube.

Hat sie doch seit Jahrhunderten bewiesen, dass sie am ertragssichersten und witterungsfestesten ist. Aber auch Müller-Thurgau, Kerner, Bacchusrebe und andere Züchtungen profitieren von den warmen Schieferverwitterungsböden des rheinischen Schiefergebirges. Die weniger von der Sonne verwöhnten gegenüberliegenden Berghänge sind mit Niederwald bewachsen. Vielerlei Wandermöglichkeiten bieten sich dem Erholungssuchenden ebenso in den Weinbergen wie auch in den bewaldeten Hängen. Dabei muss er auch auf ruhigsten und entlegensten Pfaden kein Verirren fürchten. Folgt er einem der Bachläufe, die er in jedem Grund der zahlreichen Seitentäler findet, wird er sicheren Fußes die Orte Weiler-Boppard, Engehöll und Oberwesel erreichen. Gasthäuser, Gutsschänken, Winzerkeller bieten sich dem Gast zur Einkehr, zum Verweilen, zum Gespräch und nicht zuletzt sich durch Speis und Trank Motivation zum Weitermarsch einzuverleiben. Bei dem aufmerksamen Durch- und Umwandern der Orte wird der Gast nicht umhin kommen, die beiden Kapellen der Orte zu bemerken. Die von Engehöll wurde erst 1925 auf einem eigens dazu in den Felsrücken gebrochenen Plateau errichtet. Das Weiler-Bopparder Kapellchen verrichtet seinen Dienst schon seit Jahrhunderten an gleichem Ort. Beides geliebte und gepflegte Kleinode und Zeugen christlichen Zusammengehörigkeitsgefühls auch in Notzeiten.

Derzeit zählen die beiden Weiler zusammen um die 300 Einwohner, wobei sich diese Zahl seit Jahrzehnten konstant hält. Wer hier seine ersten Wurzeln geschlagen hat, möchte dann nicht mit einem Wohnort in den Höhengemeinden tauschen. Die Arbeitsplatzsuche bereitet ein Problem, welches durch Pendelverkehr in die Zentren Koblenz und Mainz zu lösen ist. Diese Tatsache rückt aber um einiges in den Hintergrund, wenn man um die gute Anbindung über die Landesstraße 220 sowie über die A 61 weiß. Der Erwerb durch Weinbau verzeichnet leider auch hier im Tal einen Rückgang, bedingt einerseits durch den steigenden Kostendruck, andererseits durch den Schwerstarbeit fordernden Steillagenweinbau. Es zeichnet sich aber ab, dass etablierte Betriebe durch Einsatz von moderner Weinbau- und Kellertechnik sowie aktiver Marketingtätigkeit ein gutes Auskommen erwirtschaften. Zudem kann man beobachten wie durch das Vergrößern der Betriebe sowie durch Erweitern der Rebzeilenbreite die Gesamtrebfläche weitgehend erhalten wird.

Gastronomische Betriebe im Ort, alle irgendwie in den Weinbau eingebunden, sind bereit auch einmal Durststrecken durchzustehen. Sie befinden sich allesamt schon seit Jahrzehnten im Familienbesitz.

Gleich ob der Lebensunterhalt im erwerbsfähigen Alter durch Weinbau oder eine nichtselbständige Tätigkeit in einem Handwerksberuf erwirtschaftet wird, im Schnitt ist in unserem Tal ein überdurchschnittliches Lebensalter zu erreichen. Drei Generationen unter einem Dach oder nahe beisammen ist hier keine Seltenheit.
Freizeitprobleme stellen sich durch die Naturnähe dieserorts nicht. Vereinstätigkeit gibt jedem die Möglichkeit nach Feierabend allgemeindienlich tätig zu werden. Im Lauf des Jahres ergeht der Aufruf durch verschiedene Vereine, nicht nur zu festlichen Veranstaltungen, sondern zu Aktivitäten zur Heimatpflege, zur Erhaltung alten Brauchtums und zur Erwirtschaftung von finanziellen Mitteln, welche in voller Höhe wieder in gemeinschaftliche Aktivitäten fließen.

Ob Nachbarschaftsverein, sportlich orientierte Freizeitmannschaft oder die freiwillige Feuerwehr, diese freilich hier ohne Aufgabe im Brandfalle, – Brandschutz wird bestens durch die Freiwillige Feuerwehr in Oberwesel gewährt – jeder weiß, wann es an der Zeit ist präsent zu sein, um mitanzupacken.

Wie schon seinerzeit bei dem Errichten der Engehöller Kapelle, galt es auch beim Errichten der Schutzhütte mitzuhelfen. Heute hat man von deren Standpunkt aus Gelegenheit, weit ins Tal nach Oberwesel zu schauen, mit einmaligem Blick auf die Schönburg.

Bleibt den beiden Orten eine gleichermaßen lebendige Zukunft zu wünschen, wie die Vergangenheit gelebt wurde.

Ortsvorsteher Frido Persch
Rieslingstraße 81
55430 Oberwesel-Engehöll
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