Am Samstag, 23. Oktober 2021, besuchten Mitglieder des Stadtrates und des Ausschusses für Umwelt und Forsten den ca. 1.200 ha großen Waldbesitz der Stadt Oberwesel.
Exemplarisch für viele verschiedene Waldgesellschaften und potentiell natürliche Biotope im Stadtwald, wurden vier verschiedene Waldbilder und Szenarien im Wald einer eingehenden Betrachtung unterzogen.
Revierförster Timo Hans führte die Rats- und Ausschussmitglieder zunächst an eine ehemalige Fichtenforstfläche. Die 3,5 ha große Waldfläche war über 100 Jahre mit Fichten bestockt. Die Fichte wurde in vielen Wäldern zur Produktion von Bauholz angebaut und konnte den Waldbesitzern über viele Jahrzehnte eine berechenbare Holzproduktion liefern. Dass dieser ehemalige Fichtenforst mit einem natürlichen und ökologisch wertvollen Wald nicht viel zu tun hatte, wurde den Teilnehmern des Waldbegangs schnell klar. Eine Baumart, ein Alter, kein Unterwuchs und das auf großer Fläche. Nachdem alle Fichten auf der Fläche im Jahr 2019 vom Buchdrucker (ein Borkenkäfer) befallen wurden und abstarben, wurde die Fläche neu bepflanzt und Bäume wurden gesät. Abgelöst wurde die Fichte durch viele verschiedene Baumarten, die den Standort potentiell bereits vor 2000 Jahren besiedelten. Aus einer langweiligen Monokultur ist nun der Kindergarten und die Grundschule einer neuen Waldgeneration geworden. Neben Erlen, Eichen, Linden, Buchen, Hainbuchen, Ahorn und Weiden stellten sich bereits im Jahr nach der Einzäunung der Waldfläche über 30 verschiedene weitere Pflanzenarten ein, die jede für sich mit einer Folgefauna antritt, und die in Summe die heutige Biodiversität der Waldfläche ausmachen.
Eine weitere Fichtenforstfläche im Alter von 60 Jahren stellte den zweiten Exkursionspunkt dar. Mitten in den Fichten tauchten, bei einer kleinen Wanderung durch das Unterholz, mehrere kleine „Tümpel“ auf. Revierförster Timo Hans erläuterte, dass es sich dabei um Quelltöpfe handelt, die über zahlreiche Gräben mit einem größeren Graben, einem Entwässerungsgraben, verbunden sind. Aus der Überlegung, wie die Waldfläche vor der Bepflanzung mit Fichten ausgesehen haben könnte, entstand Konsens, die Entwässerungsgräben zugunsten der Wasserspeicherkapazität und zugunsten des Wasserrückhalts im Wald zurückzubauen. Auf diese Weise können Waldflächen Starkregenereignisse abpuffern und Überschwemmungen eindämmen bis verhindern. Begünstigt durch das wiederhergestellte Wasserregime auf der Fläche kann sich die potentiell natürliche Waldvegetation in und um die Quellbereiche entwickeln.
Unweit der Quelltöpfe zeigte Revierförster Timo Hans den Rats- und Ausschussmitgliedern eine weitere Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme im Wald der Stadt Oberwesel. Ein lichter Fichtenbestand auf weichem, moosigen, Waldboden, durchzogen von einem etwa einen Meter tiefen Graben. Auch hier wurde vor vielen Jahrzehnten eine Entwässerung in zum Teil staunassem Boden installiert. In diesem Fall bedeutet es eine viel geringere bis keine Wasserspeicherung des Waldes bei Extremwetterereignissen, und auch hier findet sich zum derzeitigen Zeitpunkt keine natürliche Vegetation. Das Waldbild ist geprägt von bis auf wenige Zentimeter abgefressenen Erlen und durch Rotwild geschälte Fichten. Die Zukunft dieser Waldfläche ist auch die Vergangenheit der Waldfläche. Nach Verschließung der Entwässerungsgräben nach der Zuger Methode, soll das potentiell natürliche Wasserregimes wiederhergestellt werden. Relikte der potentiellen Vegetation in Form von Torfmoosen und Erlen sind in Randbereichen des Fichtenwaldes zu finden, und der angepasste Lebensraumtyp könnte sich schnell entwickeln. Bodensaure Eichenmischwälder (Quercion robori-petraeae) und Torfmoos-Erlen-Bruchwald (Carici elongatae – Alnetum sphagnetosum) könnten schon bald das Waldbild prägen und mit ihren Ökosystemleistungen einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz und zur CO2-Speicherung leisten.
Der letzte Exkursionspunkt zeigte den Rats- und Ausschussmitgliedern u. a. die Auswirkungen von deutlich zu hohen Wilddichten für Waldgesellschaften und Ökosysteme.
Nachdem sich die Mitglieder der Gremien weiterhin über die Strategie „Zukunftswald Oberwesel“, die Zertifizierung des Stadtwaldes, die Prognosen für die Zukunft und über die Baumzuchtstation informiert hatten, ging es zur weiteren Diskussion zum Grillen auf den Waldlehrpfad Damscheid / Oberwesel. Hier ließen die Teilnehmer bei Wildschweinbratwürstchen aus dem Eigenjagdbezirk Langscheid und einem Glas Wein einen schönen Waldausflug ausklingen.
Der Unterzeichner dankte dem Revierförster Timo Hans für seinen unermüdlichen Einsatz zum Wohle des Stadtwaldes. „Timo Hans behandelt unseren Wald, als wäre er sein eigenes Kind“. Die Anwesenden spendeten für die Arbeit des Revierförsters einen dicken Applaus.
Marius Stiehl
Stadtbürgermeister
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